Uni-Präsidentin verliert die Fassung und droht mit „Strafkürzungen“ (PE)
Am vergangenen Mittwoch, den 5. November, versammelten sich ca. 250 Mitglieder des Fachbereichs Erziehungswissenschaft erneut zu einer Vollversammlung, um zu diskutieren, wie die unbegründeten Sparauflagen der Universitätspräsidentin Auweter-Kurtz zurückzuweisen sind.
Gegenstand der Debatten waren unter anderem Äußerungen der Präsidentin bei einem Termin mit einer studentischen Delegation des Fachbereichs in der vorangegangenen Woche. In dem weitgehend sachlichen Gespräch, in dem die Studierenden auch mit Zahlen die Ungerechtigkeit der Sparauflagen belegen konnten, verlor Frau Professor Auweter-Kurtz schließlich die Beherrschung und beendete das Gespräch mit der Drohung: „Ich habe bisher aus der Fakultät EPB nur 9% Mittel herausgezogen. Wenn sie noch weiter laut schreien, dann wird sich das noch verändern, aber nicht in die Richtung in die sie das wollen.“
Damit offenbarte die Präsidentin, dass ihre inneruniversitäre Finanzpolitik von allem anderem als strategischer Entwicklungsplanung bestimmt ist. Die von ihr gewollten Kürzungen sind offenkundig von der Absicht getrieben, eine unliebsame, weil gesellschaftskritische Fakultät abzustrafen. So hatte sie bereits kürzlich den Fakultätsrat der Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft für seine Unterstützung der Volksinitiative „Eine Schule für alle“ gerügt. Die Amts-Auffassung von Frau Prof. Auweter-Kurtz, wonach eine Universitäts-Präsidentin willkürlich irgendwo Geld „herausziehen“ oder wie in der Vergangenheit „Maulkörbe“ verpassen könne, ist vorbürgerlich und anti-demokratisch.
Der Glaube, mit der zitierten Drohung sei Gehorsam zu erzwingen, verdeutlicht zugleich, welch autoritäres Menschenbild ihre Verachtung für die Erziehungswissenschaft begründet.
Auf Erstaunen, insbesondere bei den Lehrenden der gesamten Universität, dürfte auch die im Gespräch vorgetragene Rechtfertigung der Präsidentin stoßen, dass durch die Kürzungen keine Lehre verloren ginge, da zum Ausgleich das Lehrdeputat aller ProfesorInnen von 8 auf 9 SWS angehoben worden sei. Eine längerfristige Erhöhung der Lehrdeputats für alle ProfessorInnen ist jedoch nach der Hamburger Lehrverpflichtungsverordnung (LVVO, § 10) nicht rechtens.
An der Versammlung beteiligten sich neben ca. 250 Studierenden auch ein Dutzend Mitglieder des Lehrkörpers sowie Mitarbeiter vom Technischen-, Verwaltungs-, und Bibliothekspersonal. Zwei der Professoren brachten in ihren Redebeiträgen zum Ausdruck welche verheerende und inakzeptablen Wirkung die geplanten Kürzungen auf die Lehrsituation des Fachbereichs haben würden und riefen zur Unnachgiebigkeit bei den Protesten auf.
Beschlossen wurde die Durchführung eines „Dies academicus“ Anfang Dezember. An diesem Tag soll der reguläre Lehrbetrieb ersetzt werden durch eine Auseinandersetzung des gesamten Fachbereichs mit „den (hochschul-)politischen Bedingungen von Forschung, Lehre und Studium, mit ihren Entwicklungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten, sowie mit Handlungsperspektiven.“ Ziel des „Dies Academicus“ soll insbesondere sein, die Sparauflagen zurückzuweisen.
Desweiteren solidarisierte sich die Vollversammlung mit den aktuellen Schülerstreiks in Hamburg, da die schlechten Bedingungen an den Schulen ebenso wie die Kürzungspläne für den Fachbereich Erziehungswissenschaft „im Zusammenhang einer politischen Auseinandersetzung“ stehen, „in der das allgemeine Recht auf Bildung als Teil der Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung immer mehr in Frage gestellt wird.“