Soziale Bildung braucht soziales Miteinander – Für die Öffnung der Bildungseinrichtungen!
Wir beziehen uns auf den Offenen Brief für die Öffnung aller Hamburger Hochschulen in geschützter Präsenz, bekräftigen die folgenden Kernforderungen und fordern Sie/die Fakultät auf, die Umsetzung voranzutreiben.
1) Präsenzlehre im Sommersemester muss ermöglicht werden.
2) Orientierungseinheiten müssen in Präsenz stattfinden dürfen.
3) Bibliotheken und Lernräume müssen sofort geöffnet werden.
4) Arbeitsinfrastruktur und soziale Infrastruktur müssen bereitgestellt werden.
5) Gremien müssen in Präsenz tagen können, Fachschaftsratsbüros sind zu öffnen.
Außerdem fordern wir Sie/die Fakultät auf die Hygienekonzepte transparent zu machen.
Darüber hinaus wollen wir aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive Folgendes ergänzen, Stellung beziehen, fordern:
Für die Universitätsöffnung bezogen auf die Fakultät für Erziehungswissenschaft
Geschützte Präsenzlehre, kulturelle Veranstaltungen und Campuskultur sind für den sozialen Austausch und damit auch für soziales Lernen notwendig. Aus diesem Grund müssen wir die Universität wieder kulturell beleben können.
Wir Studierende haben eine besondere Rolle als nonkonforme Initiator:innen gesellschaftlichen Fortschritts. Dieser Aufgabe können wir nur gemeinsam, im Austausch und vor Ort gerecht werden.
Schon vor dem digitalen Studium haben Leistungspunkte-Gehechel und Individualisierung für Konkurrenz gesorgt und damit kooperative Lehr-Lern-Verhältnisse erschwert. Dieser Trend, verursacht durch Misstrauen und Kontrolle, wird durch die gesteigerten Leistungsanforderungen seit dem letzten Sommersemester verstärkt. Sozialer Austausch und Begegnung in Präsenz sind unabdingbar, damit sich ein gemeinsames Interesse entwickeln kann. Dies schließt sowohl Studierende als auch Lehrende mit ein.
Die Erziehungswissenschaft spielt eine wichtige Rolle für die Erarbeitung von wissenschaftlichen Lösungen für gesellschaftliche Probleme sowie die Realisierung einer umfassenden Gesundheit für Alle. Unsere Fakultät muss die derzeitigen Herausforderungen der sozialen Einrichtungen wissenschaftlich untersuchen, begleiten und Bedingungen für gutes pädagogisches Arbeiten erstreiten. Auf diesem Weg kann und soll erziehungswissenschaftliches Arbeiten zur Persönlichkeitsbildung und kooperativer Entwicklung von aufgeklärten und mündigen Personen in Bildungseinrichtungen beitragen.
Um das zu ermöglichen, müssen gesellschaftlich relevante Themen zum Inhalt der Lehrveranstaltungen gemacht werden, d.h. auch die gesteigerte soziale Ungleichheit, die psychischen und gesellschaftlichen Folgen der Lockdown-Maßnahmen müssen erziehungswissenschaftlich aufgearbeitet und vor allem kritisch diskutiert werden, um so zur Bewältigung dieser Probleme beizutragen.
Es muss dafür möglich sein, sich zu den Inhalten von Lehrveranstaltungen kritisch zu verhalten und entsprechend des forschenden Lernens aktiver Teil der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu werden. Dieser Diskurs wirkt sich im Sinne der Einheit von Forschung und Lehre direkt auf die Forschung aus. Er kann Initiator und Inspiration für neue Prozesse und Projekte sein und gleichzeitig kritische Instanz bereits entwickelter Thesen. Um sich eine solche Praxis des sozialen und forschenden Lernens anzueignen, brauchen wir Präsenz!
Für die Öffnung der Bildungseinrichtungen
Der Umgang mit der Covid19-Pandemie verschärft die soziale Ungleichheit insbesondere für Kinder und Jugendliche stark. Besonders betroffen sind dabei Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen.
Durch die Schließung der Bildungseinrichtungen und die damit einhergehende Isolierung fehlt der soziale Raum der Schule und der Jugendarbeit, was zu Einsamkeit und Ängsten führt sowie eine mangelnde Versorgung und Entwicklungsmöglichkeiten hervorruft.
Das ist hinreichend belegt durch UNICEF, COPSY, Barmer-Arztreport, DJI München, usw.
Die Funktion von Wissenschaft ist, das Bekannte in Frage zu stellen und eine neue Praxis zu schaffen. Mit der Orientierung an den Sustainable Development Goals hat die Universität die Möglichkeit und Verpflichtung, zu einer Verbesserung der Lebensqualität beizutragen.
Wir fordern die gemeinsame Öffnung aller Bildungseinrichtungen mit entsprechenden Hygienekonzepten und der Möglichkeit für digitale Teilnahme. Es darf dabei keine Konkurrenz mehr zwischen den öffentlichen Einrichtungen entstehen. Die bereits vollzogenen sowie die anstehenden Öffnungsschritte der Bildungseinrichtungen müssen durch unsere Fakultät wissenschaftlich begleitet werden. Ein besonderer Schwerpunkt muss dabei auf der Ermöglichung der Inklusion Aller liegen. Denn nur in einer inklusiven Gesellschaft kann nachhaltige Problemlösung und Weiterentwicklung stattfinden. Nur eine Öffnung der Bildungseinrichtungen ermöglicht die Bildung zu weltoffenen, sozial-verantwortlichen sowie mündigen Personen.