15.12.2011 – 14-16 Uhr – Studentische VV der Erziehungswissenschaft + Wahl der FSRe
Am 15.12. findet von 14 – 16 Uhr im Anna-Siemsen-Hörsaal eine Vollversammlung der Studierenden der Erziehungswissenschaft statt.
Es wird 1. um den aktuellen Stand der Studienreform gehen und 2. um die Wahlen zu den Fachschaftsräten für Lehrämter der allgemeinbildenden Schulen und der grundständigen Erziehungswissenschafts-Studiengänge.
Hier das Programm der Liste „Für politisch engagierte und kritisch informierende Fachschaftsräte“:
Einleitung
Unser Anspruch ist die Universität als ein Ort, an dem den Studierenden eine eigenständige Gestaltung ihres Studiums möglich ist. Es muss Bedingungen geben für kritische Wissenschaften, die bewusst ihre gesellschaftliche Verantwortung für eine Humanisierung der Lebensbedingungen Aller wahrnehmen. Dazu müssen auch Entscheidungen demokratisch und nicht von oben herab, wie in einem Konzern, getroffen werden.
Die Proteste des vergangenen Semesters im Rahmen des „Kampfs um die Zukunft“ haben eine solche emanzipatorische Perspektive gegen die politisch dominante Linie der Verwertungsorientierung der vergangenen Jahre wieder in den Vordergrund gerückt. Die Studiengebühren werden abgeschafft, das restriktive und selektive Bachelor-/Master-System wird erheblich reformiert, die Redemokratisierung ist im Gange. Ob es lediglich bei Korrekturen bleibt oder aber die Rückeroberung der Universität als erfreulicher Lebens- und Bildungsort gelingt, hängt erheblich von weiterem studentischem Engagement ab.
An Fortführung und Ausbau einer solidarischen studentischen Bewegung für Verbesserungen möchten wir in den kommenden Semestern weiter arbeiten und geben uns dafür das folgende Programm:
I. Hochschulpolitik
a.) Für Solidarität und eine bedarfsdeckende öffentliche Finanzierung der Universität
Trotz der massiven Proteste im vergangenen Semester hat die Bürgerschaft inzwischen die vom SPD-Senat vorgeschlagenen erheblichen Kürzungen für die Hochschulen mit leichten positiven Korrekturen beschlossen. Die notwendige positive Entwicklung der Hochschule (siehe Einleitung) ist unter diesen Bedingungen erheblich erschwert.
Dies wird in der Erziehungswissenschaft besonders deutlich: Das Unipräsidium und das Dekanat der EPB-Fakultät haben kürzlich eine externe Kommission beauftragt, den Fachbereich Erziehungswissenschaft in Hamburg zu „evaluieren“. Diese Kommission bescheinigt eine vorbildliche Qualität von Lehre, Forschung und Studium und kommt – welch ein Widerspruch – zu dem Ergebnis, dass die Personalstruktur um des „Wettbewerbs“ willen grundlegend verändert werden müsse. Weil die finanziellen Mittel für die Fortsetzung der bisherigen vorbildlichen Praxis nicht zur Verfügung gestellt werden, soll u.a. die Zahl der Professuren in der Erziehungswissenschaft halbiert werden.
Wir setzen uns für eine humanistische Ausrichtung der Wissenschaft und der Universität ein. Die Unterfinanzierung der Hochschulen steht dem entgegen. Wir wollen uns deshalb gemeinsam und gruppenübergreifend mit den Mitgliedern der anderen Fakultäten und Hochschulen für die Fortsetzung des „Kampfs um die Zukunft“ einsetzen.
Im Rahmen dieses Engagements setzen wir uns auch für die Revidierung des „Hochschulvertrags“ zwischen Wissenschaftsbehörde und Unipräsidium ein. Dieser gibt der Uni zwar finanzielle „Planungssicherheit“ bis zum Jahr 2020, allerdings auf dem jetzigen erheblich zu geringen Niveau und mit der inflationsbedingten Perspektive stetiger Verschlechterung. Wir setzen an die Stelle von Verträgen die Kontinuität der Bewegung.
b.) Aktiv gegen ein restriktives Bachelor-/Master-System
Nicht zuletzt durch die studentischen Aktionen der vergangenen Semester (z.B. Bildungsstreik, Audimax-Besetzung und die Konferenz „Schöne neue Bildung?“) hat sich an der gesamten Universität und auch speziell an unserer Fakultät mehrheitlich die Auffassung durchgesetzt, dass die Studienbedingungen im Ba/Ma-ystem so nicht hinzunehmen sind und dringend grundlegend verändert werden müssen. Nun gilt es, Taten folgen zu lassen und tatsächlich Änderungen zu bewirken.
Wir werden uns auch weiterhin für Strukturen einsetzen, die eine eigenständige Gestaltung des Studiums ermöglichen, das nicht an den vorgeblichen Erfordernisse des (Arbeits-)Marktes ausgerichtet ist, sondern an den Interessen der Studierenden, Lehrenden und dem Wohl der Gesellschaft. Wir treiben dies im gesamtuniversitären und hochschulübergreifenden Kontext voran (siehe Vernetzung) und arbeiten aktiv in den verschiedenen Ausschüssen der Fakultät (wie dem Studienreformausschuss und den Prüfungsausschüssen) sowie im Fakultätsrat an konkreten Umsetzungen.
In den Auseinandersetzungen haben sich folgende erste notwendige Veränderungsschritte herauskristallisiert:
- Bei Studienbeginn sollten alle Studierenden für das Vollstudium zugelassen werden mit der Option das Studium auch schon früher mit einem ersten akademischen Grad (z.B. Ba) abzuschließen oder in einem anderen Studiengang fortzusetzen.
- Auch wenn es so nicht stimmt, geistert durch die Gänge des PI das Gerücht, dass der Bachelor in nur 6 Semestern abgeschlossen sein muss. Dies hat verheerende Folgen für das Studierverhalten. Die Sorge davor es nicht zu schaffen, steht einem interessegeleiteten, kritischen Studium entgegen. Daher soll verstärkt über alternative Studienmöglichkeiten informiert werden.
- Um mehr Möglichkeiten zum Planen von individuellen Studienwegen zu bieten, wollen wir die Abschaffung der Modulfristen und die Bestimmung der Referenzsemester als ledigliche Studienempfehlung durchsetzen. Dies würde auch die Separierung der Studierenden in Jahrgangs-Kohorten aufheben.
- Darüber hinaus arbeiten wir daran, die Anzahl der Prüfungen, insbesondere der benoteten, zu reduzieren, um so die Möglichkeit zu schaffen sich mehr auf die Inhalte zu konzentrieren und den Leistungs- und Konkurrenzdruck auf die Studierenden zu reduzieren.
- Schließlich wollen wir den ABK-Bereich (markantester Ausdruck der Verwertbarkeitslogik des Ba/Ma) als Vermittlung inhaltsfreier Softskills abschaffen. Dieser könnte z.B. in ein mehrsemestriges Projektstudium umgewandelt werden.
Die Unveränderbarkeit des aktuellen Studiensystems wird immer wieder damit begründet, dass das Campus Management System STiNE es nicht anders ermögliche. Wir meinen: Ein Hilfsprogramm der Verwaltung darf nicht zur anonymen Durchsetzung von Restriktionen dienen. Wir setzen uns für ein offenes Verwaltungssystem ein, das die menschliche Kommunikation befördert und das Studium unterstützt.
c.) Für die Gebührenfreiheit des Studiums
Von den zwischenzeitlich sieben Bundesländern in denen allgemeine Studiengebühren erhoben wurden, werden Ende 2012 nur noch Niedersachsen und Bayern übrig sein.
Dies ist ein großer Erfolg und auch ein Resultat studentischer Bewegung, die in den letzten Jahren – hochschulübergreifend – mit Demonstrationen, Boykotten, Unterschriftensammlungen u.v.m. für die Gebührenfreiheit des Studiums gekämpft hatte. So konnte es nun auch in Hamburg gelingen, den Senat dazu zu bringen, die Studiengebühren abzuschaffen – wenn auch voraussichtlich erst zum Wintersemester 2012/2013.
Wir werden uns dafür einsetzen, dass im kommenden Sommersemester auf dem Weg zur Abschaffung der allgemeinen Studiengebühren die Berechtigung zur Stundung der Studiengebühren auf alle Studierenden ausgeweitet wird und dann nicht wie derzeit nur für ca. 2/3 der Studierenden gilt. Weiterhin treten wir für die vollständige Kompensation der Mittel aus Studiengebühren und die Abschaffung der Verwaltungsgebühren ein.
d.) Engagement für eine demokratische Fakultätsverfassung
Demokratische Entscheidungsfindung ist eine elementare Grundlage dafür, dass die Mitglieder der Hochschule „zur Entwicklung einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft beitragen“ können (Leitbild der Uni). Wir setzen uns deshalb für den Erhalt und Ausbau demokratischer Mitbestimmungsmöglichkeiten aller Statusgruppen über die Hochschulentwicklung ein, ins Besondere vor dem Hintergrund der kommenden Novellierung des Hamburgischen Hochschulgesetzes.
Für eine fakultäts- und fächerübergreifende Kooperation wollen wir die Gremienaktivitäten stärken und fortführen und aktive Arbeitskreise bilden und fördern. Um das studentische Engagement zu stärken, wollen wir initiieren, dass in den Einführungsveranstaltungen der Erstsemester „Jahrgangssprecher“ gewählt werden.
e.) Engagement gegen Rechts
Menschenfeindliche Ideologien und Ideologeme haben an der Universität und in der Wissenschaft nichts zu suchen, genauso wenig wie Auffassungen, die Menschenfeindschaft verharmlosen, wie die „Extremismustheorie“. Die Ereignisse der letzten Monate haben diese These mal wieder als den ideologischen Unsinn entlarvt, der sie schon immer war. Abweichungen, von einer Position „der Mitte“ aus, als extremistisch zu definieren, ist Willkür und somit in keiner Weise wissenschaftlich.
Rassismus, Antisemitismus, Biologismus, Sexismus und andere menschenfeindliche Ideologien müssen in ihren Inhalten ernsthaft und sachlich behandelt und bekämpft werden. Diese Ideologien kommen aus der „Mitte der Gesellschaft“ und finden sich damit auch in der Universität, wobei rechte Weltbilder Konglomerate sämtlicher menschenfeindlicher Ideologien sind. Dies haben z.B. die Heitmeyer-Studien zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit sowie Studien der Friedrich-Etiftung deutlich gezeigt. Die vielen Tote durch rechte Gewalt sprechen eine deutliche Sprache. Deshalb muss an der Universität entschieden gegen rechte, menschenfeindliche Ideologien vorgegangen werden.
II. Kritische Information und Vernetzung
Wir wollen uns aus dem FSR heraus für fortschrittliche Entwicklungen einsetzen. Dafür wollen wir die Kooperation mit anderen Fachschaftsaktiven weiter ausbauen und uns für Bedingungen stark machen, die studentische Kooperation ermöglichen.
Dazu gehört im Einzelnen:
a.) Information und Öffentlichkeitsarbeit
Wir haben wöchentliche öffentliche Treffen, sind präsent mit Flugblättern und anere Publikationen (z.B. die Zeitschrift „PI-Rat“), bieten regelmäßige Sprechzeiten an, pflegen eine FSR-Homepage (www.fsr-erzwiss.de), verschicken einen Newsletter, haben eine Pinnwand und zeitweise Infotische im Foyer als Informations-, Diskussions- und Kommunikationsmöglichkeiten.
b.) Konkrete Hilfestellung
Bei Konflikten in Veranstaltungen, mit DozentInnen oder bei der Studienorganisation bieten wir Hilfestellung in Kooperation mit dem Studierendenzentrum. Dies verstehen wir nicht als ein einseitiges Serviceangebot, sondern vielmehr als Hilfe zur Selbsthilfe. So versuchen wir gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen für Probleme zu finden.
c.) Vernetzung
Wir wollen die Kooperation mit Fachschaftsaktiven, den anderen Fachschaftsräten an der Fakultät (Sonderpädagogik, Psychologie und Sport), mit der Fachschaftsrätekonferenz (FSRK) und den studentischen Fakultätsratsvertreter_innen ausbauen, um gemeinsam für die Interessen der Studierenden zu streiten.
d.) Veranstaltungen und Kulturabende
Mit Podiumsdiskussionen, Vollversammlungen und Kulturabenden zu aktuellen bildungs- und hochschulpolitischen Themen wollen wir Gelegenheiten für den Austausch zwischen den Mitgliedern des Fachbereichs fördern. Gerade aus einer pädagogischen Perspektive lässt sich einiges Kritisches zu aktuellen hochschul-, bildungs- und wissenschaftspolitischen Fragen sagen.