Neuer PI-Rat erschienen: „Die FSR-Apotheke“
Diese Woche erscheint eine neue Ausgabe des PI-Rat, der von den Fachschaftsräten Erziehungswissenschaft herausgegebenen studentischen Zeitschrift. Voraussichtlich ab Donnerstag wird er im PI (VMP8) in gedruckter Form ausliegen. Mit ihr möchten wir u.a. auf einen neuen Service für Studierende aufmerksam machen: „Die FSR-Apotheke“.
Außerdem geht es auf den 20 Seiten u.a. um folgende Themen:
– Studium als Beihilfe zur Körperverletzung
– Alle reden von der Studienreform, wir auch – Eine Übersicht über die Reformarbeit des Ausschusses für Studium, Lehre und Studienreform
– Was macht eigentlich der „dezentrale Prüfungsausschuss für den Teilstudiengang Erziehungswissenschaft im Lehramt (Ba/Ma)“?
– STINE und wir – Ein Ausflug in die wunderbare Welt der Technokratie
– Interview: Auslandsstudium in Manchester
– Die Universität als Ort der kritischen Bildung – Ein Abgesang auf das Hohelied des Standorts
Hier das Editorial als Leseprobe:
Liebe Mitstudierende,
hier die Geschichte eines Titelbildes.
Den Fachschaftsrat erreichte im letzten Jahr die folgende E-Mail:
„Betreff: Kooperation mit Microsoft und MTP
Hallo liebes Fachschafts-Team, mein Name ist Peter Kurze [Name geändert] und ich schreibe Euch im Namen eines Projektteams der studentischen Marketing-Initiative MTP, die Euch vielleicht am Campus aufgefallen ist. Wir erarbeiten gerade gemeinsam mit Microsoft eine Strategie, die Microsoft zu einem positiveren Image bei uns an der Uni Hamburg verhelfen soll. Dabei möchten wir auf keinen Fall Produkte im klassischen und aufdringlichen Sinne verkaufen, sondern wirklich versuchen, Bedürfnisse der Studierenden zu erkennen und diese dann gemeinsam mit Microsoft zu erfüllen.
Hierzu möchten wir im ersten Schritt Unterstützung für die studentischen Organisationen leisten, da wir der Meinung sind, daß gerade engagierte Studierende schon während des Studiums vermehrt mit Microsoft Produkten in Kontakt kommen sollten. In diesem Zusammenhang können wir Euch ggfls. eine attraktive Unterstützung anbieten, wofür wir Euch im Gegenzug um einen (wirklich nicht aufwändigen) Gefallen bitten würden. Mehr dürfen wir an dieser Stelle leider noch nicht verraten.
Zunächst möchten wir klären, welche Initiativen und Organisationen für eine Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts, welches wir planen, in Frage kommen.
Falls ihr also an einer Kooperation interessiert seid, würde ich Euch bitten, mir folgende Fragen über Euch zu beantworten:
– Habt Ihr ein Büro am Campus?
– Wie viele Mitglieder engagieren sich momentan aktiv bei Euch und würden an einer kurzen Umfrage teilnehmen?
Außerdem wäre es super, wenn Ihr mir einen Termin in möglichst noch dieser oder Anfang nächster Woche nennen könnt, zu dem wir uns treffen können. Dort würden wir Euch alle weiteren Details besprechen und gegebenenfalls über die nächsten Schritte sprechen.
Wir freuen uns darauf von Euch zu hören und ein wünschen Euch einen guten Start in das neue Semester!
Viele Grüße“
Dieses „in keinem Fall aufdringliche“, also nahezu subtile Angebot der Kommerzialisierung studentischer Interessenvertretung gewinnt noch einmal an Abstrusität, vergegenwärtigt man sich, in welch wuchtige globale Krise die neoliberale Unterwerfung aller Lebensbereiche unter das Verwertungsprinzip geführt hat.
Andererseits bleibt die Chose ernst zu nehmen, bedenkt man, welchen Ausverkauf und Entpolitisierung studentischer Interessenvertretung die Allgemeinen Studierendenausschüsse (AStA) der Uni Hamburg in den vergangenen Jahren unternommen haben. Auch gemahnt die Erfahrung einer Fachschaftsratskommillitonin vom Auslandsstudium in Manchester (siehe Seite 14) zur aufmerksamen Vorsicht, wenn sie zu erzählen weiß, dass sich in der Hauptstadt des Thatcherismus studentische Interessenvertretung zur Hälfte aus kommerziellem Service finanziert.
Ein FSR, der sich am gesponsorten Verkauf von Psychopharmaka eine goldene Nase verdient, ist also nicht einfach abwegige Dystopie, sondern mag durchaus zu den Wunschträumen einiger unverbesserlicher Anhänger_innen des umfassenden Marktprinzips gehören.
Uns allerdings treibt – auch angesichts eines Umstands wie der massiven Steigerung von studentischer Medikamentenverwendung im Zuge der neuen Ba/Ma-Studiengänge (siehe Seite 4) – dann doch nicht die Frage, welche Vorteile wohl daraus zu ziehen sein könnten.
Vielmehr ist diese Ausgabe vorrangig darauf gerichtet, alle Mitglieder der Universität zu ermuntern, sich an der anstehenden Studienreform zu beteiligen. Mit den steten Protesten und kritisch-analytischer Argumentation ist es gelungen, daß nun die Universität in größerem Maßstab eine Revision des Ba/Ma-Systems angeht. Gemeinsam sollten wir für einen radikalen Wechsel weg vom entfremdeten Fließbandpauken hin zu einer solidarischen Lernkultur mit emanzipatorischem Gesellschaftsbezug arbeiten.
In diesem Sinne wünschen wir viel Freude beim Lesen.
Euer FSR