Offener Brief an den AStA zum Thema „Image-Film“
An den AStA der Universität Hamburg:
Hiermit möchten wir, die unterzeichnenden Fachschaftsräte, unsere Kritik bezüglich des AStA-Imagefilms ein weiteres Mal äußern.
Leider wurde auf den initialen Protest zur Pressemeldung des Films nicht eingegangen, stattdessen wurde dieser bei anderen Gelegenheiten diffamiert. Diese erste Stellungnahme bezog sich, wie erwähnt, nur auf die Pressemeldung zum Film — da wir diesen aber nun gesehen haben, gilt diese Kritik auch für den Inhalt des Films.
Wir distanzieren uns nochmals von den im Film dargestellten rassistischen Stereotypen, in denen wir keinerlei Satire erkennen konnten: Schwarzes Reinigungspersonal ist keine „Urgewalt“, die gewaltsam gegen Studierende agiert.
Wir fragen uns, welches Selbstbild der AStA mit diesem Imagefilm darstellen möchte: Wie können stereotype, abwertende und keinesfalls „liebevoll satirische“ Darstellungen von Obdachlosen, schwarzen Reinigungskräften und rauchenden Kita-Mitarbeiter_innen die Institution AStA bekannter machen?
Eine inhaltliche Arbeit des AStAs wird nicht dargestellt, einzig die Kulturkurse finden Erwähnung. Die Arbeit und die Aufgaben des AStAs umfassen allerdings sehr viel mehr. Wir kritisieren, dass der Materialraum zwar eine eigene Szene erhält, über die hochschulpolitischen Gestaltungsmöglichkeiten des AStAs allerdings kein Wort verloren wird. Ebenso wenig über die Rechte der Studierenden, die der AStA vertreten soll oder seine finanziellen Möglichkeiten. Wenn noch nicht einmal die Aufgaben des AStAs erläutert werden, verfehlt der Image-Film selbst einen informativen Zweck. Welches Image soll auch durch den Film transportiert werden? Ein leeres Infocafé und Kindergarten mit unfähigen Mitarbeiter_innen und Kulturkurse hinter geschlossen Türen — das ist der AStA? Die im Film gezeigten Fehlinformationen sind sicherlich auch nicht hilfreich.
Es ist uns außerdem unklar, zu welchen Gelegenheiten dieser Film gezeigt werden soll. Ein AStA, der gute Arbeit leistet, sollte keinen Imagefilm benötigen. Die unterzeichnenden Fachschaften werden diesen Film aber auch keinesfalls in Erstsemester-Orientierungseinheiten zeigen: Die angebliche „Insider-Satire“ ist nicht zu erkennen oder als solche zu verstehen. Dieser Film stellt weder einen AStA dar, der unsere Interessen als Studierende vertritt, noch zeigt er unser Selbstbild der Universität Hamburg und ihrem Alltag.
Neben dieser inhaltlichen Kritik fordern wir weiterhin, die Finanzierung des Films offenzulegen. Wir möchten nicht, dass aus unseren Semesterbeiträgen solche rassistischen, sexistischen, abwertenden und inhaltlich katastrophalen Filme produziert werden. Wenn der AStA sich selbst als so engagiert ansieht, wozu müssen dann Schauspieler_innen diese Arbeit darstellen?
Wir fordern die Verantwortlichen dieses Filmes auf, sich für den Inhalt und die Darstellungen verschiedener Gesellschaftsgruppen öffentlich zu entschuldigen und zu unserer Kritik Stellung zu nehmen.
Mit freundlichen Grüßen,
die Fachschaftsräte Archäologie, Biologie, Erziehungswissenschaften, Geographie, Germanistik, Geschichte, Informatik, Mathematik, Musikwissenschaften, Philosophie, Physik, Sonderpädagogik, Sozialwissenschaften