Unser Wahlprogramm für die Wahl zum FSR Lehramt (am 09.11, 14 Uhr) und FSR Erziehungswissenschaft (am 07.12, 12 Uhr), Raum 05

Liste „Für politisch engagierte und kritisch informierende Fachschaftsräte“
FSR Lehramts-Wahl 2016

Liste 1

Einige positive Veränderungen in der Uni sind die vergangenen Semester gelungen. So konnten unter anderem erweiterte demokratische Beteiligungsmöglichkeiten der Mitglieder erstritten werden, außerdem wurden für das Studium die Abschaffung von Fristen und eine Lockerung der Anwesenheitspflicht erkämpft. Grundlage für diese erfreulichen Entwicklungen ist eine stete Auseinandersetzung um die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft. Die Uni-Mitglieder und ihre Gremien haben in vielen Positionspapieren, in den Tagungen zur Studienreform und in politischen Aktivitäten zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht Dienstleister für den Standort, also für die Gewinnsteigerung von Unternehmen sein wollen. Vielmehr sehen sie ihre Verantwortung in der Bildung mündiger Persönlichkeiten und der wissenschaftlichen Erkenntnisarbeit für die Überwindung gesellschaftlicher Probleme. Sie wollen beitragen zu Frieden, Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit. Aus dieser Perspektive entsteht die Motivation für eine Studienreform, die ein emanzipatorisches Studium ermöglicht, für eine demokratische Verfassung der Uni und für eine bedarfsdeckende Finanzierung, die Unabhängigkeit von ökonomischen Verwertungsinteressen garantiert. Aktuell zugespitzte militärische Auseinandersetzungen (u.a. Syrien, Ukraine, Naher Osten) und eine wachsende Zahl in Flucht getriebener Menschen verdeutlichen, wie richtig die Universität mit diesen gesellschaftskritischen und humanistischen Ansprüchen liegt. Zugleich wird deutlich, da? diese Ambitionen erheblich ausgebaut und mit größerer Dynamik verfolgt werden müssen. Dies gelingt umso besser, je mehr Mitglieder und insbesondere Studierende sich an dieser Entwicklung beteiligen. Auf den Ausbau einer emanzipatorischen Entwicklung und die Ermunterung zur Beteiligung aller Studierenden ist das folgende Programm für die kommende Arbeit des FSR gerichtet.

I. Studienreform in gesellschaftlicher Verantwortung

Die Studienreform ist schon seit einigen Semestern in vollem Gange. Neben den oben genannten Errungenschaften ist auch gelungen, den Bereich „Allgemeine Berufsqualifizierende Kompetenzen“ (ABK) das Paradebeispiel der Ausrichtung der Universität auf den Arbeitsmarkt und „Employability“ zu überwinden zugunsten forschenden und solidarischen Lernens im Projektstudium. Dort geht es um die Bildung kritischer Persönlichkeiten, die aufgeklärt und gemeinsam ins Gemeinwesen eingreifen können, indem anhand von gesellschaftskritischer Theorie und Praxis die wirklich drängenden Themen (Krieg und Frieden, Flucht, Demokratie, Inklusion) bearbeitet werden.
Zudem haben wir ein Themensemester und eine Ringvorlesung „Erziehungs- und Bildungswissenschaft unter den Bedingungen von Flucht und Migration“ (Do., 18-20 Uhr, Anna-Simsen-Hörsaal) mit auf den Weg gebracht. Anliegen ist, alle Mitglieder der Fakultät in eine gemeinsame Diskussion zu bringen, um den aktuellen Herausforderungen produktiv zu begegnen und gemeinsam Konsequenzen für Lehre, Forschung und Studienreform zu ziehen. Alle sind aufgerufen daran teilzunehmen
Insgesamt gilt: Die Studienbedingungen befinden sich in steter Veränderung und die Studierenden sind gemeinsam und solidarisch das entscheidende Subjekt dieser Veränderung.

II. Reformierung des Prüfungssystems

Einem interessegeleiteten und vertieften Lernprozess stehen immer noch die vielen studienbegleitenden und größtenteils abschlussrelevanten Prüfungen massiv entgegen. Daher haben wir im letzten Semester auf unsere Initiative hin eine erziehungswissenschaftliche Tagung zum (Un-)Sinn von Noten und Prüfungen durchgeführt. Dies war ein weiterer Schritt, die seit 2010 in unserer Fakultät artikulierte Forderung, die Anzahl (insbesondere benoteter) Prüfungen erheblich zu reduzieren, gemeinsam fundiert umzusetzen. Dazu gekommen ist die Forderung nach „Prüfungsinseln“, um das Seminargeschehen weitgehend von der Prüfungslast zu befreien. Die Umsetzung dieser Forderungen ist in diesem Semester weiter voranzutreiben. Weiterhin gilt es endlich eine gesetzliche Garantie eines Masterplatzes für jede_n Bachelorabsolvent_in durchzusetzen, damit der Unsinn der konkurenzschürenden Selektionshürde zwischen Bachelor- und Masterstudium beseitigt wird. Im Lehramt ist dieses Erfordernis besonders offenkundig.

III. Ernst machen mit der Inklusion

„Inklusion“ ist ein zentraler Begriff gerade in der Erziehungswissenschaft und hat spätestens mit der Aufnahme in dieᅠ UN-Behindertenrechtskonvention neu politisch Gewicht. Doch was Inklusion genau bedeutet und welche Konsequenzen das für Bildung und Gesellschaft hat, ist umstritten. Politisch Verantwortliche nutzen die Debatte sogar, um Kürzungen im pädagogischen Bereich durchzusetzen. In der Fakultät wird sich bisweilen auf die einfache idealistische Befürwortung von Verschiedenheit begrenzt. Inklusion aber verlangt – gerade in Abgrenzung zur Integration –, soziale und kulturelle Bedingungen zu schaffen, welche die gleiche Teilhabe aller an der gesellschaftlichen Entwicklung ermöglicht, unabhängig von spezifischen persönlichen Merkmalen. Dafür müssen Barrieren beseitigt werden und die größte zu bekämpfende Barriere ist die soziale Ungleichheit. Um dies genauer zu diskutieren, auch mit Konsequenzen für Studium und Forschung muss die auf unsere Anregung beschlossene Fakultäts-Tagung zur Inklusion in die Tat umgesetzt werden.

IV. Internationale Solidarität?

Seit der Schließung der Balkanrouteᅠ und dem Pakt zwischen der EU und der Türkei kommen erheblich weniger fliehende Menschen nach Deutschland. Es gilt jedoch, die Fluchtursachen (Krieg, Armut, Verfolgung) zu überwinden, damit niemand mehr zur Flucht gezwungen wird, und gleichzeitig gemeinsam eine Perspektive mit geflüchteten (in Hamburg) zu entwickeln. Dazu gehört neben der demokratischen Teilhabe und Teilnahme, dass geflüchtete Menschen in ihren gelernten Berufen arbeiten, beziehungsweise ein Studium beginnen oder weiterführen können. Insbesondere hier sehen wir die Universität Hamburg in der Verantwortung, die Bedingungen für ein Studium zu erweitern und Sprachkurse in ausreichender Zahl bereitzustellen. Als Wissenschaftseinrichtung hat die Universität unserer Auffassung nach außerdem folgende besondere Möglichkeiten: a) Forschung und Aufklärung zu Fluchtursachen – Krieg, Ausbeutung durch die kapitalistischen Zentren, Unterstützung und Bewaffnung von reaktionären Kräften und ihrer Überwindung b) Wissenschaftliche Arbeit und Perspektivbildung zur Inklusion der Geflüchteten insbesondere in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.
Auf unsere Anregung hin hat im Sommersemester 2016 ein Themensemester unter dem Namen # Flucht und Migration# stattgefunden, in dessen Rahmen sich viele universitäre Veranstaltungen zu entsprechenden Themen sammelten. Daraus folgend haben wir die in diesem Semester laufende Ringvorlesung „Erziehungs- und Bildungswissenschaft unter den Bedingungen von Flucht und Migration“ mit organisiert und durchgeführt.

V. Gegen Kürzungen und Schuldenbremse für bedarfsdeckende Finanzierung

Der politische Senat in Hamburg macht weiterhin Politik mit der Schuldenbremse. Das bedeutet die schleichende aber stetige Zerstörung der Einrichtungen für Bildung, Soziales, Kultur und Gesundheit. Dem entgegen kämpfen wir für die politische Orientierung an den realen Bedürfnissen und Bedarfen der Menschen. Eine auskömmliche Finanzierung u.a. der Wissenschaftseinrichtungen ist notwendig für ihre emanzipatorische Grundausrichtung. Geld ist in einer der reichsten Städte der Welt. Wir engagieren uns dafür, dass die Mitglieder der Universität undᅠ die Fakultäten gemeinsam für die bedarfsdeckende Finanzierung kämpfen, statt sich untereinander in Konkurrenz um zu knappe Mittel zu begeben. Gerade die „Exzellenzinitiative“ der Bundesregierung ist darauf gerichtet, mitᅠ Fördermitteln für wenige auserwählte Bereiche die Konkurrenz unter Hochschulen und innerhalb zu forcieren mit dramatischen Folgen für die Wissenschaft. Dagegen gilt es eine kritische Haltung der Uni zu verallgemeinern.

VI. Kritische Information und Vernetzung

Wir wollen die Kooperation mit anderen Fachschaftsaktiven ausbauen und uns für Bedingungen stark machen, die studentische Kooperation ermöglichen. Dazu gehört im Einzelnen:
a.) Information und Öffentlichkeitsarbeit
Wir haben wöchentliche offene Treffen, sind präsent mit Flugblättern und anderen Publikationen (z.B. der Zeitschrift PI-Rat), bieten regelmäßige Sprechzeiten an, haben eine FSR-Homepage, haben eine Pinnwand und zeitweise Infotische im Foyer als Informations-, Diskussions- und Kommunikationsmöglichkeiten. Konkrete Hilfestellung Bei Konflikten in Veranstaltungen, mit Dozent_innen oder bei der Studienorganisation bieten wir Hilfestellung in Kooperation mit dem Studierendenzentrum. Dies verstehen wir nicht als ein einseitiges Serviceangebot, sondern vielmehr als Hilfe zur Selbsthilfe. So versuchen wir gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen für Probleme zu finden.

b.) Vernetzung
Wir wollen die Kooperation mit Fachschaftsaktiven, den anderen Fachschaftsräten an der Fakultät (Sonderpädagogik, Wirtschaftspädagogik), mit der Fachschaftsrätekonferenz (FSRK) und den studentischen Fakultätsratsvertreter_innen ausbauen, um uns gemeinsam für die Interessen der Studierenden einzusetzen. Zudem sitzen Vertreter_innen aus dem jetzigen FSR in Fakultätsgremien wie dem Fakultätsrat und dem Fachausschuss für Lehre, Studium und Studienreform (FALSS).

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