custom header picture

Für den Erlass der Modulabschlussprüfungen im Sommersemester 2020

01. April 2020 admin Keine Kommentare

In der Sitzung des Fakultätsausschuss für Lehre, Studium und Studienreform der Fakultät Erziehungswissenschaft am 25.03.2020 wurde auf Antrag der studentischen und der Mittelbau-Vertreter*innen folgender Antrag behandelt und mehrheitlich beschlossen:
Der Fakultätsausschuss für Lehre, Studium und Studienreform regt an, dass von Dekanat und Fakultätsrat beschlossen werden möge, die Modulabschlussprüfungen, die regulär mit den im Sommersemester 2020 angebotenen Veranstaltungen verbunden wären, zu erlassen.

Gleichzeitig möge dem Präsidium und den anderen Fakultäten empfohlen werden, ebenfalls eine solche Regelung zu beschließen.

Hilfsweise mögen alle Modulabschlussprüfungen im Sommersemester als unbenotete Prüfungen stattfinden.  

Begründung:
Wir beziehen uns mit diesem Antrag auf den Impuls, der jüngst von dem Offenen Brief, der für das Sommersemester ein „Nicht-Semester“ fordert, ausging, der am vergangenen Sonntag von mehreren Hundert Lehrenden unterzeichnet wurde (siehe unten).

Die aktuelle Ausnahmesituation, die u.a. mit der Schließung aller Bibliotheken und der Verkürzung der Vorlesungszeit einhergeht, stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten.

Der zusätzliche Umstand, dass viele Studierende ihre Jobs durch die Lockdown-Maßnahmen verloren haben, trägt ebenfalls zu einer angespannten sozialen Lage dar.

Um die zur Verfügung stehende Zeit im kommenden Sommersemester möglichst sinnvoll für das Ermöglichen gemeinsamer Bildungsprozesse zu nutzen, wäre es hilfreich, wenn die Hausarbeiten oder mündlichen Prüfungen, die mit Lehrveranstaltungen im Sommersemester verbunden sind, entfallen würden.

Zudem sind verschiedene Modulabschlussprüfungen aus dem Wintersemester 2019/2020 noch offen oder mussten aufgrund der Schließung der Universität auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Sie sollten nicht zur Doppelbelastung werden, sondern im Laufe des Sommersemesters nachgeholt werden können.

Offener Brief: „Das Sommersemester muss ein Nicht-Semester werden“

Die überaus dynamische und damit unwägbare, besorgniserregende Entwicklung der COVID-19-Pandemie betrifft uns alle, als Gesellschaft und als Individuen. Unser Alltag, auch und gerade die Arbeit als Forschende und Lehrende wird davon massiv tangiert – auf Weisen, die von niemandem zuverlässig eingeschätzt werden können, weder zeitlich noch qualitativ. Universitäten, Hochschulen und Akademien sind nun als (virtueller) Raum gefragt, in dem der Bildungs- und Forschungsauftrag weiterhin verfolgt wird, der Reflexion und Diskussion gestattet, einen Grad an Normalität herstellt sowie notwendige Ressourcen für Forschung und Lehre bereithält. Aber die Hochschulen müssen auf den überstürzten Takt der öffentlichen Entwicklungen und Maßnahmen mit Entschleunigung reagieren (können). Daher rufen wir dazu auf, das Sommersemester 2020 nicht als ‘business as usual’ laufen zu lassen.

Wenn wir als Lehrende konstruktiv und im Sinne der Studierenden agieren wollen, kann es nicht darum gehen, so schnell wie möglich den Status quo des herkömmlichen Lehr- und Prüfungssystems online wiederherzustellen. Wir meinen: Die Lehre im Sommersemester soll stattfinden, aber das Semester soll nicht formal zählen. Studierenden, die keine Studienleistungen erbringen können, dürfen keine Nachteile entstehen. Der erhöhte organisatorische und kommunikative Aufwand für alle Beteiligten muss unbedingt berücksichtigt werden. Im Besonderen gilt:

•    Weder Lehrende noch Studierende sind in den meisten Fällen mit den Methoden und Tools des E-Learning hinreichend vertraut. Präsenzlehre lässt sich nicht umstandslos ins Internet verlagern. Je nach Disziplin, Thema, Lernzielen gestaltet sich die Online-Lehre spezifisch. Pauschale Lösungen gibt es nicht. Das bedeutet zusätzlichen Aufwand für Lehrende und Verwaltung.
•    Lehrende, Studierende und Verwaltung bzw. zentrale Dienste (auch EDV!) stehen vor der Herausforderung, Care-Tätigkeiten (Kinderbetreuung, Pflege, Homeschooling) in völlig neuem Umfang parallel zum Unialltag zu schultern.
•    Viele Studierende haben ihre Jobs verloren, auf die sie jedoch angewiesen sind. Alternativen (z.B. Erntehilfe, Fahrdienste, Supermarkt-Logistik) sind zeitaufwändig und schlecht bezahlt. Sie müssen zudem in kurzer Zeit neu organisiert werden.
•    Die technische Infrastruktur und die notwendigen Ressourcen sind vielfach weggebrochen. Universitäts- und weitere einschlägige Bibliotheken sind geschlossen, Computerpools unzugänglich, Laptopverleih durch die Rechenzentren nicht länger möglich, Internetzugang durch die Hochschulen (und im öffentlichen Raum) unmöglich oder stark eingeschränkt, Räumlichkeiten nicht betretbar. Von diesen Einschränkungen sind vor allem sozial schwache Studierende betroffen.
•    Schon jetzt sind technische Infrastrukturen überlastet, was sich etwa an Online-Plattformen für die Schule beobachten lässt (zB ‘Mebis’ in Bayern). Eine einwandfreie zuverlässige, auch justiziable Verwendung kann womöglich nicht garantiert werden.
•    Die Prüfungsleistungen aus dem Wintersemester waren größtenteils noch nicht abgeschlossen, als die Universitäten und Bibliotheken schlossen. Das Sommersemester sollte genutzt werden, um diese Arbeiten fertigzustellen.

Wir appellieren an die Universitäten, Hochschulen, Akademien und Ministerien, alle Studiengänge zu entlasten, nicht nur solche, die auf Laborzeiten angewiesen sind. Abgesehen von einer Anpassung von BaFöG- und Regelstudiumsauflagen muss ein klares Signal an Studierende und Lehrende gesendet werden, dass die Institutionen sich der außerordentlichen Situation voll bewusst sind. Das Sommersemester sollte deshalb mit deutlich veränderten Lehrformaten und unter Aussetzung strenger Deputatsberechnungen stattfinden. Zu denken wäre etwa an eine deutliche Reduktion für Lehrende auf Hochdeputatsstellen. Befristet beschäftigten Mitarbeiter*innen sollte nach dem Vorbild der Regelung, die die DFG für Doktorand*innen in Graduiertenkollegs getroffen hat, eine Verlängerung des Vertrages um mindestens ein Semester angeboten werden. Lehraufträge müssen aufrechterhalten werden, denn sie sind existenzsichernd. Als Lehrende und Forschende arbeiten wir nach Möglichkeit an diesen Lösungen mit.

Die solidarische Bewältigung der COVID-19-Pandemie hat oberste Priorität. Ein Semester kann warten.
(Quelle und Liste der Unterzeichner*innen: www.nichtsemester.de/cbxpetition/offener-brief/)

„Für eine konsequente Studienreform“ – Resolution der studentischen Vollversammlung am 23.05.2012

30. Mai 2012 admin Ein Kommentar

Auf der studentischen Vollversammlung am 23. Mai wurde folgende  Resolution „Für eine konsequente Studienreform“ nach intensiver Diskussion mehrheitlich beschlossen. Wir dokumentieren sie hier:

Für eine konsequente Studienreform
Die Studierendenschaft der Universität Hamburg tritt für eine verantwortungsvolle Wissenschaft ein, die auf die Bildung kritisch-mündiger Bürger*Innen und das gesellschaftliche Eingreifen für die Entwicklung von Frieden und allgemeiner Wohlfahrt gerichtet ist. Sie wendet sich damit klar gegen Bildung als „employablity“ (Arbeitsverwendbarkeit) und „just-in-time“ Wissenschaft zur Lieferung unmittelbar profitabler Forschungsergebnisse. Mit diesen Maßstäben für die Entwicklung von Bildung und Wissenschaft haben die Mitglieder der Universität im vergangenen Jahr den „Kampf um die Zukunft“ für die Ausfinanzierung der Hochschule geführt. Sie haben damit auch Einfluß genommen auf das Wissenschaftsverständnis in der Auseinandersetzung um den weiteren Bologna-Prozess. So mußte auf Initiative aus Hamburg die Konferenz der europäischen Minister*Innen für Wissenschaften in Bukarest ihr bisher betriebenes rein marktorientiertes Wissenschaftsverständnis durch die Aufnahme folgender Formulierung relativieren:

„Higher education should be an open process in which students develop intellectual independence and personal self-assuredness alongside disciplinary knowledge and skills. Through the pursuit of academic learning and research, students should acquire the ability confidently to assess situations and ground their actions in critical thought.“

Mit der emanzipatorischen Bildungsabsicht ist es auch an der Uni gelungen, beim „dies academicus“ vom 17. April 2012 Ansprüche für eine weitgehende Revision des Bachelor-Master-Systems für die gesamte Uni zu verallgemeinern. Diese Hervorbringungen wollen wir weiter vorantreiben. Verantwortungsvolle Wissenschaft für Frieden und soziale Gerechtigkeit und ein entsprechendes Studium sind nur möglich,

  • wenn sie befreit werden von den Fristen für Studienverlauf und Prüfungen einschließlich der Regelstudienzeit als Verhaltensnorm für Studierende,
  • wenn die Prüfungen in Zahl und Umfang massiv reduziert werden, damit es um kooperative Erkenntnisentwicklung statt angstgeprägte Abfragerei geht,
  • wenn jedE*r Studierende die Wahl hat in welcher Form sie ihr Prüfungsleistung erbringt (ob Klausur, Referat, Hausarbeit oder andere),
  • wenn die starre Modularisierung zu Gunsten von Wissenschaft im Prozeß überwunden wird,
  • wenn der stete Entwicklungscharakter der Wissenschaft auch Ausdruck findet in der erheblichen Reduzierung des Anteils der Pflichtveranstaltungen (Vorlesungen, Praktika, Seminare, etc), zu Gunsten eigenständiger studentischer Studiengestaltung einschließlich des praktischen Vollzug der Abschaffung von Anwesenheitspflicht,
  • wenn inhaltsfreies Softskillpauken im ABK durch exemplarisch vertiefendes Projektstudium abgelöst wird,
  • wenn es keine Stufungen im Studium (Ba/Ma) mehr gibt, die auf Selektion und Panikmache gerichtet sind,
  • wenn durch BaföG für Alle als Vollzuschuß und die Abschaffung aller Studiengebühren die Bildungssubjekte ohne soziale Bedrängungen handeln können,
  • wenn die Mitglieder der Uni als Subjekte von Bildung und Wissenschaft aus den Erkenntnisprozessen der kritischen Auseinandersetzung mit der Welt heraus auch die volle demokratische Gestaltungshoheit über die Studiengänge haben,
  • wenn die künstliche Trennung der Wissenschaften untereinander in den Fakultäten durch interdisziplinäre Forschung und Lehre überwunden wird,
  • wenn die Hochschulen sozial geöffnet werden durch die Überwindung von Zugangsbeschränkungen.

Von Bürgerschaft, Senat und Wissenschaftsbehörde erwarten wir daher,

  • die Aufhebung aller gesetzlichen Detailvorgaben für die Studiengestaltung,
  • die Abschaffung der privatrechtlichen Akkreditierung zugunsten demokratischer Hochschulstrukturen,
  • die Abschaffung sämtlicher Studiengebühren und ihre volle staatliche Kompensation,
  • die Ausfinanzierung einer verantwortungsvollen Wissenschaft.

Diese hier formulierten Ziele und Neuorientierung von Bildung und Wissenschaft werden wir durch Aufklärungsarbeit und Aktionen auf dem Campus, bei Fakultätsräten, in Bürgerschaft und gegenüber der Behörde solidarisch engagiert verfolgen.

Studienreform im Labyrinth der Verantwortlichkeiten. Diskussions- und Arbeitsveranstaltung am 26.10.

20. Oktober 2011 admin Keine Kommentare

„Reform der Reform“. Dieses Schlagwort machte 2009 die Runde in der ganzen Republik. Nach den ersten Erfahrungen mit den wissenschaftshinderlichen Wirkungen der strengen Regularien des Bachelor-Master-Systems waren die Versprechen groß, die Proteste der Studierenden ernst zu nehmen und weitreichende Korrekturen am Studiensystem vorzunehmen.
Die EPB-Fakultät führte im Jahr 2010 eine mehrtägige Konferenz zum Thema „Schöne neue Bildung?“ durch, zu deren Ende ambitionierte Maßnahmen vereinbart wurden. Dazu gehörten: Größere Wahl- und Gestaltungsfreiheit im Studium, Lockerung der Fristen und Anwesenheitspflicht, erhebliche Reduzierung der Prüfungen und insbesondere der Benotungen.

Doch was ist seitdem geschehen?
In zuständigen Gremien sind erfreuliche Beschlüsse gefasst worden. Zum Beispiel wurde für sinnvoll erachtet, dass sämtliche Fristenvorgaben für das Studium fallen und um die Übergangshürde vom Bachelor zum Master zumindest für Lehramtsstudierende zu beseitigen, ist eine kombinierte Zulassung für beide Studienphasen ersonnen worden.
In der Studienrealität sind diese positiven Vorhaben bislang jedoch nicht angekommen. Die Studierenden pauken zu weitgehend den selben Bedingungen gegen die im Sommer 2009 europaweit gestreikt wurde. Die Streikenden von damals haben unter den fortgesetzt engen Zeitvorgaben des Ba/Ma-Systems kaum Hoffnung, die Früchte ihres Engagements noch vor Ende ihres Studiums zu genießen. Dem gegenüber eröffnet der „Kampf um die Zukunft“ auch für die Studienreform neue Perspektiven und Maßstäbe für eine größere Dynamik.

Im Rahmen der Veranstaltung wollen wir daher mit Verantwortlichen der verschiedenen Entscheidungsebenen in der Universität diskutieren, welche Hindernisse einer zügigen sinnvollen Studienreform bislang im Wege standen und wie diese zu
überwinden sind.

Dafür sind eingeladen:

  • Holger Fischer (Vizepräsident der Uni Hamburg)
  • Andreas Körber (Prodekan für Studium und Lehre der Fakultät EPB)
  • Sinah Mielich (studentisches Mitglied Fakultätsausschuss für Studium, Lehre und Studienreform)
  • Lutz Peters (Referent für das Prüfungswesen der Fakultät EPB)
  • Golnar Sepehrnia (studentisches Mitglied im Ausschuss für Studium und Lehre des AS)
  • N.N. (Team für Qualitätssicherung und Studienreform, Präsidialverwaltung)

Mittwoch, den 26. Oktober 2011 – 12-14 Uhr, Von-Melle-Park 8, Raum wird noch bekannt gegeben

Info-Veranstaltung: „Studienreform – Es bewegt sich was!“ (Mi. 20.04. / 18:00 Uhr)

19. April 2011 admin Keine Kommentare

Studienreform – Es bewegt sich was!
Einladung zur Info- und Diskussionsveranstaltung zum Stand der Studienreform an der Fakultät EPB
Mi. 20.04.2011 – 18 Uhr, im Subkultur Paranoia / VMP 8 (Raum K57)

Der Bologna-Prozess und die Umstrukturierung der Studiengänge hin zu Bachelor- und Master-Studiengängen war in den vergangenen Jahren Gegenstand vielfältiger Proteste. An unserer Fakultät war daraus im vergangenen Jahr u.a. die Konferenz „Schöne neue Bildung?“ hervorgegangen, auf der eine kritische Auseinandersetzung mit dem Status Quo stattfand und die Notwendigkeit einer radikalen Reform des Bachelor- Master-Systems festgestellt wurde.

Der Fakultätsrat hat die Aufgabe, diese radikale Reform voranzutreiben, im Juli vergangenen Jahres dem Fakultäts-Ausschuss für Studium, Lehre und Studienreform übertragen, der sich im Januar 2011 konstituierte. In diesem Ausschuss sind auch Studierende aus den Fachschaftsräten aktiv. Anfang des Jahres wurde die Dringlichkeit einer grundlegenden Reform erneut von über 1.500 Studierenden der Fakultät EPB, die die Petition an den Fakultätsrat „Master-Plätze für alle“ unterzeichnet hatten, zum Ausdruck gebracht.
Themen, an denen im Rahmen des Ausschusses bisher gearbeitet wurde und noch gearbeitet wird, sind u.a. die Flexibilisierung der starren Modulstruktur und die Beendigung der Gängelung der Studierenden durch das euphemistisch ‚Studien-InformationsNetz‘ genannte Campus Management System STiNE.

Ein zentrales Ziel unserer Arbeit im Ausschuss, das einen Angriff auf die Grundkonzeption des bestehenden Bachelor-Master-Systems darstellt, ist die Einführung des Master als Regelabschluss mit der Möglichkeit eines bachelor-qualifizierten Studienabbruchs bzw. Studienfachwechsels (z.B. um einen anderen Master zu studieren). Die Sinnlosigkeit eines zwangsweise in Bachelor- und Master-Studium geteilten Studiengangs wird unseres Erachtens bei den Lehramts-Studiengängen besonders deutlich, da die Zulassung zum Referendariat – sinnvollerweise – einen Master-Abschluss erfordert. Aus unserer Sicht läge daher die Abschaffung der künstlichen Trennung in Bachelor- und Master-Teil des Studiengangs in diesen Studiengängen besonders nahe.

Wir möchten gerne von unserer Arbeit im Ausschuss berichten, allen Interessierten vorstellen, was bezüglich der Studienreform bisher erreicht werden konnte und woran wir bzw. der Ausschuss derzeit arbeitet. Außerdem möchten wir mit euch erörtern, was für konkrete Punkte und Anliegen für euch bei der Reform der Reform wichtig sind und wie wir diese Ziele gemeinsam erreichen wollen.

Redebeitrag d. FSR Erzwiss. + FSR Geschichte anlässlich des Studienreformtags

05. Februar 2010 admin Keine Kommentare

Warum Mensch nicht in den Bachelor passt … eine Erinnerung der ewig Gestrigen

Redebeitrag der Fachschaftsräte Geschichte und Erziehungswissenschaft beim Studienreformtag 05.02.10

Die Fachschaftsräte Geschichte und Erziehungswissenschaft eint, dass wir die Bachelor/Master Einführung von Anfang an abgelehnt und bekämpft haben. Deshalb wirken wir auch in den Gremien für die Überwindung besonderer Härten.

Initiatoren dieser Studiendeform sind auf europäischer und bundesebene Unternehmerverbände und konservative Parteien.

Diese haben mit der Einführung von Bachelor und Master bestimmte Ziele verbunden, nämlich die Trennung der Studierenden in Masse und Elite und die inhaltliche Ausrichtung der Studiengänge an den Forderungen des Arbeitsmarktes in einer Zeit massiver sozialer Deregulierung und Privatisierung. Der öffentliche Bildungsauftrag der Universität ist damit vom Tisch: Die Universitäten sollen ausschließlich Ausbildungsstätten sein.

Angetrieben durch diffuse Aufstiegs- und Sicherheitsversprechen sollen sich die Studierenden eigenverantwortlich und scheinbar freiwillig selbst optimieren, in sich investieren und – just in time – den Erwartungen der späteren Arbeitgeber anpassen – ABK macht’s angeblich möglich, was Sinn macht oder erwünscht ist, ist egal, weil: unrealistisch. Hauptsache, es rechnet sich später, irgendwann, vielleicht, hoffentlich, lebenslänglich.

Wir pauken – sie profitieren?

Alles, was Bachelor und Master kennzeichnet, dient nur diesem Zweck und hat keine letzte wissenschaftliche oder soziale Begründung: Übergangsquoten, Leistungspunkte, Noten, Module, strikte Anwesenheitspflicht, Regelstudienzeit, ABK und STINE sind nur formaler Kitt für ein unhaltbares und ungewolltes System, sind Zwangsmittel zur ökonomistischen Disziplinierung.

Sie müssen weg. Wir wenden uns gegen dieses Studiensystem, weil es ein Klima der Angst und Konkurrenz produziert, was einen Überbietungswettbewerb der Anpassungsleistungen nahe legt.

Arbeitsmarktorientierung führt zur Fremdbestimmung.

Vom Menschen abstrahierende Normen – Noten, Leistungspunkte, Prüfungen – bzw. die willkürlichen oder technokratischen Entscheidungen von Lehrenden und Verwaltung greifen tief in den universitären Alltag ein.

Sofern dies akzeptiert wird, dominiert der Kampf um Bestehen oder Versagen im System und nicht eine gegenseitig förderliche Lernkultur, die auf das Allgemeinwohl zielt. Das eng gebundene zeitliche und inhaltliche Korsett fordert die kritiklose Reproduktion vorgefertigter Wissenshappen – nicht offene Erörterung, wissenschaftlichen Meinungsstreit und hilfreiche Kritik.

Die Lehrenden werden zum Wachpersonal degradiert. Leistungs- und Anwesenheitskontrolle sind das Gegenteil von Lernförderung und sozialer Anteilnahme und übrigens auch von demokratischer Seminargestaltung und Seminarkritik.

Die unternehmerische Universität wird zunehmend geflohen. Dies ist auch kein Wunder, wenn Studierende nur da sind, um schnellstmöglich wieder zu gehen, das Verdrängen gesellschaftlicher Lebensumstände zur Qualität erhoben und regelmäßig evaluiert wird. Und schließlich – die Kapazitäten sind begrenzt. Geld fällt nicht vom Himmel. Sagt die Wissenschaftsbehörde. Zu uns, erst recht zu den Gebührenboykotteuren an der Kunsthochschule – aber nicht zu den Managern der HSH Nordbank. Dafür haben wir kein Verständnis. Vielleicht sollte man uns doch länger lernen lassen?

Das alles ist ein Verlust an Kultur, humanem Sinn und gesellschaftlichem Nutzen.

Autonome Seminare und kritische Auseinandersetzung in den Wissenschaften, verbindliches Engagement in Gremien und Fachschaften oder in sozialen Bewegungen stehen oft unter dem Vorbehalt rastloser und ratloser Büffelei.

So nutzlos waren Studenten noch nie.

Wir finden, dass die Universität für ein besseres Menschsein bestimmt ist. Sie sollte wieder Ort der Erörterung gesellschaftlich relevanter Fragen sein, zu denen sich ohnehin alle positionieren:

Legitimiert die Geschichte eine neue deutsche Normalität oder meinen wir es ernst mit Nie wieder Krieg? Wollen wir wirklich Eine Schule für alle oder Bildungsprivilegien für wenige? Sind Historiker akademische Entertainer? Lehrer die Vermittler der Guten Ordnung? Sind Mittelalterstudien nur das Basiswissen für Rollenspiele oder geben sie Aufschluss über die Veränderbarkeit des Heute? Ist Multikulturalität ein Karrieresprungbrett oder Anregung zur internationalen Solidarität? Ist Lernen ein soziales Verhalten oder ein neurobiologischer Prozess? Ist Mensch eigentlich Subjekt oder Objekt? Regelt der Markt die beste aller Welten oder ist der Mensch für den Kapitalismus einfach nicht geschaffen?

Unser fachspezifisches Fazit ist: Geschichte, Menschen und sogar das Bachelor/Master-System sind von Menschen gemacht. Da geht noch einiges.