„Eine Schule für alle – eine Schule für solidarische Entwicklung“ (Veranstaltung mit der GEW am 23.04.25 um 16:15 Uhr in Von-Melle-Park 8, Raum 105)
Der Hamburger „Schulfrieden“ ist ein schlechter Kompromiss.
Die vermeintliche Versöhnung zwischen inklusiver Bildung mündiger Persönlichkeit einerseits und der Herstellung leistungsfähiger Individuen für den „Standort Deutschland“ andererseits geht immer offenkundiger zu Lasten des solidarischen Lernens.
Das ist nicht haltbar, angesichts des steigenden Bedürfnisses gegen AfD, Trump und Co. für soziale und demokratische Progression und gegen die forcierte Militarisierung für eine zivile Entwicklung zu wirken.
Damit stehen alle in KiTa, Schule, Hochschule, außerschulischer Bildung etc. vor der Herausforderung neu Partei zu ergreifen: für das spielerische Erlernen von Kooperation statt Konkurrenz und Eigenverantwortung, Offene Kinder- und Jugendarbeit statt Kompensations- und Wiederherstellungsangebote für Kinder- und Jugendliche in integrierten Nachmittagsaktivitäten an Ganztagsschulen (gegen die nichts einzuwenden ist), Befähigung zur Überwindung gesellschaftlicher Behinderung statt Schulbegleitung zur Integration in den unerfreulichen Schulalltag und sozial kritische Erwachsenenbildung statt Nachqualifizierungsangebote zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt.
Das mehrgliedrige Schulsystem stammt aus der Tradition, jedem Menschen eine seinem „gottgegebenen“ Platz in einer sozial ungleichen Gesellschaft gemäße Erziehung zu verpassen (Hauptschule für Arbeiter:innen, Realschule für Kaufleute und Angestellte, Gymnasium für intellektuelle Eliten). Fortschrittliche humanistische Pädagogen der Aufklärung und die Arbeiterbewegung begreifen dagegen seit jeher die „Eine-Schule für-Alle“ (oder „Einheitsschule“ bzw. Gesamtschule) als Teil der Bildung solidarischer kämpferischer Persönlichkeiten, die sich in die Lage versetzen, die Ungleichheit zu überwinden.
Zur Schaffung rundum menschenwürdiger Verhältnisse bedarf es mündiger, gestaltungsfreudiger Persönlichkeiten. Lernen ist eine hochmenschliche Angelegenheit und macht Spaß, wenn es auf die gemeinsame Erweiterung von Handlungsfähigkeit zur humanen Veränderung der Welt gerichtet ist: Friedenserziehung und die Befähigung zum solidarischen Eingreifen für die Überwindung sozialer Ungleichheit, kultureller Einschränkungen und hierarchischer Machtstrukturen können in neuer Qualität Maßstab aller Bildungseinrichtungen sein.
Eine an diesem Zweck orientierte Schule fördert solidarisches Lernen. Dazu gehört neben dem Ausbau von Projektlernen die langfristige Abschaffung aller Noten.
Der Zeitpunkt für eine grundlegende Schulreform könnte besser nicht sein: In diesem Jahr endet der sogenannte Schulfrieden – ein Abkommen aus 2010 von CDU, SPD und GRÜNEN, die Schulentwicklung weitestgehend auf Eis zu legen. Mit der Forderung „1 Schule für Alle“ hatte zuletzt 2008 die GEW ein Bündnis für die Einführung der Einheitsschule in Hamburg auf den Weg gebracht, das jedoch noch vorhandene Vorbehalte und Vorurteile in der Bevölkerung noch nicht hat aufbrechen können.
Wir wollen diese Initiative wieder aufgreifen und gemeinsam mit Bodo Haß (2. stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg) diskutieren, was es für einen Neustart anläßlich des Endes des „Schulfriedens“ braucht.
Veranstaltung mit der GEW
am 23.04.25 um 16:15 Uhr in Von-Melle-Park 8, Raum 105